Überblick
Wer kennt es nicht, das Schlagwort, mit dem die bayrische Hauptstadt für sich wirbt: “München leuchtet.” Dieses Lob zollte der junge Thomas Mann einer Stadt, die um die Jahrhundertwende zu den führenden Kunstmetropolen Europas zählt. Die kulturelle Blüte der Stadt wird noch bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs anhalten, um in der Nachkriegszeit einem rasanten Niedergang zu weichen, den derselbe in 1926 zum Verteidiger der Republik gereifte Thomas Mann mit den bitteren Worten kommentiert, München sei nunmehr die dümmste Stadt Deutschlands.
Die Entwicklungslinien der Literatur in München von Paul Heyse über Frank Wedekind bis zu Heinrich und Thomas Mann, der Malerei von Lenbach zu Kandinsky, der Frauenbewegung von Anita Augspurg zu Fanny von Reventlow und Ricarda Huch nachzuzeichnen, ist das Ziel dieses Seminars. Es sollen die „Malweiber“ und die Damenakademie, das Hofatelier Elvira, die Verlage der Zeit und die Treffpunkte der Künstler vorgestellt werden. Erstellt wird das Bild einer pulsierenden, von kreativer Energie erfüllten Stadt, in deren Mauern aber auch ein Herr Permaneder seinen Platz hat. Für geraume Zeit leben der Schlawiner und der spießige Gamsbartträger friedlich mit- und nebeneinander.
München war vor dem Ersten Weltkrieg unbestritten das Zentrum der deutschen Kultur! Über dreitausend Maler hatten hier zeitweilig ihr Atelier, auf der Schwanthalerhöhe, in der Maxvorstadt und in Schwabing. Die Kulturhauptstadt München genoss international eine hohe Reputation, was auch Picasso bezeugt, da er sagte, er schickte seinen Sohn zur künstlerischen Ausbildung nicht nach Paris – er würde München bevorzugen.
Das Seminar findet eine sinnvolle Ergänzung durch einen Stadtspaziergang, der hauptsächlich durch die Kaulbachstraße führt. Dort hatte Franz Marc ein Atelier, wohnten Ricarda Huch und Fanny von Reventlow, die Zeichner des Simplicissimus. Es waren ihrer so viele, dass sie aufzuzählen hier nicht möglich ist. Es gibt so viel zu erzählen …
Eine Vielzahl von deutschsprachigen Schriftstellern, Malern und Künstlern jeglicher Couleur lässt sich ab 1933, da der Terror der Nationalsozialisten gegen die Juden und jegliche Andersdenkenden einsetzt, in der kleinen Hafenstadt an der französischen côte d’azur nieder. Einige blieben nur kurz, andere richten sich bis zum Überfall der Nazis und gar bis zur Besetzung Frankreichs dauerhaft in Sanary ein. Zu den bekannten Schriftstellern, die sich in Sanry aufhalten, gehören Thomas Mann, Franz Werfel, Lion Feuchtwanger, René Schickele, aber auch Arnold Zweig, Afred Kantorowicz und Bertold Brecht finden sich in der kleinen Hafenstadt ein. Der in der Weimarer Republik maßgebliche Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe hatte mit seiner Ansiedlung in Saint-Cyr, in der Nähe von Sanary gelegen, schon 1930 den Anstoß zur Bildung einer Flüchtlingskolonie in Südfrankreich gegeben.
Das Leben an der idyllischen südfranzösischen Küste ist für die Mehrheit der exilierten Künstler geprägt von der Sorge ums Überleben, materiell wie ideell. Materiell, da sie kaum mehr Publikationsmöglichkeiten haben oder Ausstellungen beschicken können; ideell, weil ihnen in der Fremde der geistige Nährboden fehlt, der an die Muttersprache gebunden ist.
Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Frankreich geht es für die von den Nazis bedrohten Künstler und politischen Flüchtlinge nur noch darum zu überleben. Das einst gastfreundliche Frankreich zeigt nun sein hässliches Gesicht, die Vichy-Franzosen machen gemeinsam mit der Gestapo Jagd auf die Vertreter der deutschen Kultur. Schauplatz des letzten Aktes, der verzweifelten Versuche der Exilierten, den Verfolgern zu entkommen, ist Marseille. Viele nehmen den Weg übers Meer, den anderen, die keinen Platz auf einem Schiff ergattern können, bleibt nur der mühsame und gefährliche Fußmarsch über die Pyrenäen.
Es sind nicht viele Frauen, die dank ihrer künstlerischen, wissenschaftlichen oder sozialen Leistungen zu Berühmtheit gelangt sind. Zu Bekanntheit gekommen sind eher Frauen, die sich dem Dienst an ihrem Mann gewidmet haben, um auf diese Weise stille Teilhaber an seinem Erfolg im öffentlichen Leben zu sein. Aufopferungsvolle Hingabe – damit kann das Leben von Katia Mann und Marta Feuchtwanger ebenso beschrieben werden wie das der Thea Sternheim.
Blickt man auf die jüngere Vergangenheit, auf das 18. und 19. Jahrhundert, zurück, sieht man kaum einen Unterschied: George Sand steht im Schatten von Chopin, Mme de Stael wird von Napoleon das Etikett der geifernden Megäre aufgeprägt und Emilie du Châtelet muss sich damit bescheiden, die Geliebte von Voltaire gewesen zu sein. Zu Unrecht, wie man heute bspw. von Emilie weiß, da sie als Vorläuferin Einsteins allgemeine Anerkennung gefunden hat. Voltaire hatte also das große Glück, dieser ihn geistig weit überragenden Frau angehören zu dürfen, und vergleichbares ist auch über Chopin zu sagen, der in George Sand nicht nur eine Geliebte fand, sondern auch eine Therapeutin, eine Muse, eine Sinngeberin. Das Verdienst Mme de Staels war es, die Franzosen über die Höhenflüge der zeitgenössischen deutschen Kultur aufzuklären, um dadurch das Bild des rechtsrheinischen barbarischen Nachbarn in entscheidender Weise zu korrigieren und zu verbessern.
In diesem Seminar sollen die Frauen ins rechte Licht gerückt werden, die von den dünkelhaften Vertretern des Patriarchats wohlwollende Geringschätzung erfahren mussten. Von größerem Gewicht ist allerdings die Beantwortung der Frage, warum die bürgerlichen Frauen sich auf die Rolle des Steigbügelhalters ihrer Männer willentlich einließen und der verbreiteten Misogynie nur in Ausnahmefällen die Stirn boten.
In der Nähe des Englischen Gartens, in der Seestraße 3c (heute Nr. 16), dem Haus der einst bekannten Schriftstellerin Helene Böhlau, nahm Max Weber im Jahr 1919 Quartier. Zwei gewichtige Gründe hatten den berühmten Soziologen veranlasst, das beschauliche Heidelberg mit dem noch in revolutionären Nachwehen liegenden München zu vertauschen: die Annahme des vakanten Lehrstuhls für Nationalökonomie und die Liebe zur Freiin Else von Richthofen.
Else, der Frau seines Freundes Edgar Jaffé, galt Max Webers Verehrung schon seit vielen Jahren. Vor der Jahrhundertwende seine Studentin, protegierte er sie auch nach ihrer Promotion, da er ihr 1900 – in dieser Zeit eine ungewöhnliche Karriere für eine Frau – den Posten einer Fabrikinspektorin in Karlsruhe verschaffte.
Diesen Beruf bald aufgebend, heiratete das adelige Fräulein den reichen Professor Jaffè, den überdies große Toleranz auszeichnete, da er in den frühen Jahren der Ehe ihre gelegentlichen Seitensprünge mit Nonchallance zur Kenntnis nahm. Seine Ehe nicht zu gefährden, nahm er es auch hin, als Alfred, der Bruder von Max Weber, 1909 ihr ständiger Geliebter wurde.
Von nun an spielte sich das komplexe Liebesleben dieser drei Menschen im Isartal ab, wo Else eine Wohnung in Wolfratshausen nahm, um ihren Geliebten Alfred in seiner Wohnung in Icking zu besuchen und ihrem Ehemann in seiner luxuriös ausgestatteten Hütte in Irschenhausen hin und wieder Gesellschaft zu leisten.
Max Weber, der das Liebestreiben der von ihm verehrten Frau mit größter Verbitterung beobachtet hatte – musste sie denn ausgerechnet seinen Bruder, zeitlebens sein größter Konkurrent, zum Liebhaber erwählen?! – zog sich über Jahre von der Freifrau zurück. Erst 1918 entspannte sich das Verhältnis, sie näherten sich einander an und es kam, was kommen musste …
Die Geschichte dieser Liebschaft, die hier in Umrissen vorgestellt ist, soll vor dem Hintergrund der gediegenen Heidelberger Salonkultur und dem wilden Treiben der Schwabinger Bohème nachgezeichnet werden.
Am 14. Juni 1920 ist Max Weber in München gestorben, wie so viele in jener Zeit ein Opfer der Spanischen Grippe. Die Stadt München versäumte es zunächst, sein Andenken zu wahren: der bekannte Platz in Haidhausen ist nicht nach ihm, sondern nach dem Gemeindeschreiber und späteren Münchner Magistratsrat Max Weber benannt. Der Initiative des bekannten Soziologen Ulrich Beck ist es zu danken, dass er am 3. Juli 1998 feierlich umgewidmet wurde und nunmehr auch den weltbekannten Wissenschaftler ehrt.
Turbulenzen gab es viele im Leben Max Webers, dessen Aufstieg in der akademischen Welt früh schon eine Unterbrechung erfuhr, als es ihm seine neurasthenischen Leiden nicht mehr erlaubten, regelmäßig Vorlesungen zu halten.
Welche Themen sind es, die
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